langobardische Kunst

langobardische Kunst
langobạrdische Kunst,
 
zunächst ein Teilbereich der germanischen Kunst der Völkerwanderungszeit, dann im 7./8. Jahrhundert eine eigenwillige Form der frühmittelalterlichen Kunst Italiens im Gebiet der Herzöge und des Königreichs der Langobarden. Einen Schwerpunkt bildete die Goldschmiedekunst, die durch Grabbeigaben erhalten ist. Sie tradierte lange den germanischen Tierstil, im 7. Jahrhundert traten neue Formen und Motive auf, z. B. die Scheibenfibeln (mit Zellenwerk mit Edelsteinen), zoomorphe Flechtbandornamentik, menschliche Figuren (Agilulfplatte) und christliche Kreuze. Im 8. Jahrhundert kam es in der Reliefkunst (auf Stein), nicht zuletzt aus der Begegnung mit byzantinisch-ravennatischer und provinzialrömischer Kunst der Spätantike, zu bedeutenden Leistungen in einem flächigen Stil und großen, Flächen füllenden Formen, wobei eine Vorliebe für ornamentale Elemente weiterlebte. Zu nennen sind in Sesto al Reghena der Sarkophag in der Abteikirche, in Valpolicella das Altarziborium in San Giorgio, in Cividale del Friuli das Taufziborium des Calixtus (zwischen 734 und 740; mit Sigwaldplatte, um 745 oder später) und der Ratchisaltar aus San Martino (um 745; beide heute im Museo Cristiano del Duomo). In Cividale steht auch das einzige wohl langobardische Bauwerk, Santa Maria in Valle (8. Jahrhundert); die Kirche besitzt vollplastische Stuckfiguren von Heiligen in spätantik-byzantinischer Tradition (sie entstanden vermutlich um 800 und sind damit schon karolingisch). Das gilt auch für die in ihrer Datierung (7.-10. Jahrhundert) umstrittenen, 1944 entdeckten Fresken von Castelseprio.
 
 
F. Kayser: Kreuz u. Rune. Langobardisch-roman. Kunst in Italien, 2 Bde. (1964-65);
 R. Kutzli: L. K. Die Sprache der Flechtbänder (31986).
 
Weitere Literatur: Langobarden.

Universal-Lexikon. 2012.

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